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 Themenschwerpunkt Geschichtsbild der DDR 
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die sg. "Station Z" der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen in der Nachkriegszeit

Nach der Auflösung des sowjetischen Speziallagers wurde, wie an anderer Stelle bereits erwähnt, das Gelände zunächst militärisch genutzt, zahlreiche Gebäude wurden zerstört. Mit der zentralen Mordstätte "Station Z" des Konzentrationslagers hat es aber noch eine besondere Bewandtnis:

Die SS hatte, um Spuren der Verbrechen zu beseitigen, die Genickschussanlage und die Vergasungsvorrichtung abgebaut und im Industriehof als Einzelteile gelagert in der Annahme, dass die Reste nicht als Mordmaschinerien erkennbar seien. Man versuchte, bauliche Spuren, zu beseitigen (z. B. mit Spachtelmasse), allerdings sehr dilettantisch, so daß beispielsweise die Schießscharte der Genickschussanlage schnell identifizierbar war. Das Gebäude als solches blieb erhalten. Um die Mordvorrichtungen zu visualisieren (auch für die Defa-Dokumentation "Todeslager Sachsenhausen") wurden die gelagerten Reste der Genickschuss- und der Vergasungsanlage nach Kriegsende wieder eingebaut, Rechtsextremisten sprechen häufig von einem erstmaligen Einbau.(1) Der Einbau wurde vorgenommen von Häftlingen des Speziallagers.(2)

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die ausgebauten Reste der Vergasungsanlage im Mai/Juni 1945

Der Speziallagerhäftling Walter Pritzkow berichtet über den Filmdreh und beschreibt die Vorgänge auf dem Appellplatz:

"Im Hochsommer hieß es plötzlich um die Mittagszeit: Barackensperre. Auch wir mußten schweißgebadet drin bleiben. Das Fenster durfte nicht geöffnet werden. Durch einen Türspalt sahen wir, daß die Blechplatten des Eingangstores abgemacht wurden und man darüber auf einem großen Transparent mit dem Spruch befestigte: 'Arbeit macht frei". Das Plakat mit 'Heil, großer Stalin' verschwand. Wir hegten große Hoffnungen, bis Kenner uns sagten, daß der neue Text früher, also zur NS-Zeit, dort drangestanden hätte. Durch einen Türspalt sahen wir, wie mittags auf dem Paradeplatz ein Galgen aufgebaut wurde und Filmkameras auffuhren."

Pritzkow, Walter: NKWD. Speziallager Nr. 7 Sachsenhausen, Jever 1994, S. 68.

Der gedrehte Film wurde genutzt für den Prozess gegen SS-Angehörige in Berlin-Pankow, in der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen gehörte der Film zum Standardprogramm für Besucher.

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Paul Sakowski erläutert die Funktionsweise der Vergasungsanlage (Standbild aus dem Film "Todeslager Sachsenhausen").

Nach der Auflösung des sowjetischen Speziallagers wurde das Gelände von der NVA und der KVP (Kasernierte Volkspolizei) genutzt, teilweise bedienten sich auch Anwohner an den baulichen Resten, die Station Z wurde 1952/1953 gezielt gesprengt.(3)

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Die Reste der Station Z in den 50er Jahren nach der Sprengung

Wie einführend bereits erwähnt wurde, sollte der Bereich "wissenschaftliche Belehrung" und "Mahnung und Trauer" strikt voneinander getrennt werden. Die Station Z liegt auch als letzter Punkt auf dem offiziellem Besucherweg links hinter dem Mahnmal und zeitlich nachfolgend. Es erfolgten zunächst "wissenschaftliche" Belehrungen in den Ausstellungen in erster Linie das "Museum des antifaschistischen Freiheitskampfes der europäischen Völker" und dem zentralen Lagermuseum. Diese Themen wurden emotional erneut aufgegriffen im Obelisken und der Statue "Befreiung". Quantitativ überwog der Anteil der Belehrung. Am Ort der Mordstätte "Station Z" wurden die baulichen Reste (überwiegend nur das Fundament und die Leichenöfen) mit einer Trauerhalle überdacht und mit einer weiteren Skulpturengruppe versehen.

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Die Station Z mit der überbauten Trauerhalle

 

Die Halle musste aufgrund des schlechten Bauzustands nach der Jahrtausendwende abgerissen werden. Der Bereich "Trauer" wurde ebenfalls mit einer Skulptur visualisiert. Waldemar Grzimeks Skulptur wurde vom Komitee nicht kritisiert, er konnte sich hier frei entfalten. Er schuf eine Bronzeskulptur in Anlehnung einer christlichen Pietà, zwei Häftlinge tragen in einem Tuch einen Toten.

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Die Darstellung der Häftlinge kommt der Realität näher als die Darstellung der Häftlinge in der Skulptur "Befreiung". Hier sehen die Häftlinge ausgemergelter aus. Allerdings ging man auch nach Errichtung der Trauerhalle nicht immer sorgsam mit den baulichen Resten um:

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Achtlos wurde hier Müll und Schutt auf die Fundamente geschüttet, die Trauerhalle wurde bereits erbaut, die Skulptur noch nicht aufgestellt.

 

(1) Vgl. Mentel, Christian: "Nichts weiter als sowjetische Propaganda". Das Konzentrationslager Sachsenhausen und die Revisionisten, in: Kopke, Christoph (Hrsg.): Angriffe auf die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen. Rechtsextremismus in Brandenburg und die Gedenkstätte Sachsenhausen (=Forschungsbeiträge und Materialien der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Bd. 11), Berlin 2014, S. 53-76, hier S. 67.

(2) Vgl. Morsch, Günter (Hrsg.): Mord und Massenmord im Konzentrationslager Sachsenhausen 1936-1945, 3. Aufl. Berlin 2019, S. 44ff.

(3) Vgl. ebd., S. 45.